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Pressemeldungen | 03.04.2020

Patrick Konrad im Interview: „Meine Form war extrem gut“

Eigentlich war der Österreicher Patrick Konrad als einer der Kapitäne von BORA-hansgrohe für den inzwischen verschobenen Giro d’Italia vorgesehen. Wir sprachen mit dem 28-Jährigen über die derzeitige Situation im Radsport, seinen Saisoneinstand sowie seine Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf.

 

Patrick, wie geht es Dir gerade. Wie verbringst Du Deine Zeit zuhause?

Patrick Konrad: In Österreich dürfen wir nach wie vor alleine auf der Straße trainieren, also halte ich mich natürlich in Schwung. Ansonsten genieße ich die Zeit jetzt mit meiner Familie, die man als Radprofi ansonsten ja nur selten während der Saison sieht.

 

Du warst bei der UAE Tour Ende Februar am Start und damit einer der ersten Profiradsportler, die direkt mit der Coronavirus-Situation konfrontiert worden sind. Wie hast du das Rennen erlebt?

Konrad: Für uns alle kam das absolut überraschend. Wir wurden mitten in der Nacht von einem Betreuer geweckt und direkt in Kenntnis gesetzt, dass das Rennen abgebrochen worden ist. Danach war dann Warten angesagt, weil wir ja erst nicht wussten, wann wir heimreisen dürften. Was dann in den folgenden Tagen und Wochen passiert ist, hat dann natürlich die komplette Sportwelt auf den Kopf gestellt und das Sportliche komplett in den Hintergrund rücken lassen.

 

Dabei hattest du eigentlich einen guten Saisonstart …

Konrad: Ja, ich kann nicht unzufrieden sein. Auch wenn es nicht zu einem Topergebnis gereicht hat, war meine Form immer extrem gut – auch bei Paris-Nizza, als ich als Helfer für Maximilian Schachmann gefahren bin. Dementsprechend ist es natürlich schade, weil ich diese Form jetzt nicht nutzen kann.

 

Du warst eigentlich als einer der Leistungsträger von BORA-hansgrohe beim Giro d’Italia vorgesehen. Der Giro ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie geht man als Profi damit um, wenn einem plötzlich das Ziel genommen wird?

Konrad: Eigentlich wäre ich am Montag ins Höhentrainingslager geflogen, um mich anschließend über die Tour of the Alps auf den Giro vorzubereiten. Jetzt muss ich das Beste aus der Situation machen. Im Moment stelle ich mich darauf ein, dass wir zumindest zwei Monate Pause haben und dann die Sportwelt wieder langsam in Bewegung kommen wird. Ich trainiere jetzt also eher lockerer, um dann für den Sommer und Herbst eine mögliche Topform erreichen zu können. Es kann ja durchaus sein, dass die Saison in diesem Jahr wegen der Terminverschiebungen bis in den November hinein geht.

 

Hast Du Dir schon konkrete Ziele für die Zeit gesetzt, wenn es wieder losgeht?

Konrad: Tatsächlich noch nicht. Dafür gibt es momentan einfach noch zu viele Unsicherheiten. Der Sport ist das eine, aber was ist zum Beispiel mit den Reiseregelungen zwischen den Ländern? Die Lombardeirundfahrt findet normalerweise in einer Gegend statt, die mit am stärksten vom Coronavirus betroffen ist – es kann also durchaus passieren, dass Rennen in gewissen Ländern stattfinden, in anderen noch nicht. Daher warte ich ab, bis es offizielle Statements gibt, wie es weitergeht.

 

Der Formaufbau beim Radsport ist hochkomplex. Wie viel Vorlaufzeit brauchst Du, bis Du aus einer Pause heraus wie jetzt wieder eine gute Verfassung erreichst?

Konrad: Ich würde spontan vier bis sechs Wochen sagen. Im Endeffekt bleibe ich aber durch das Training voll in Schwung, sodass ich jederzeit wieder ins Renngeschehen einsteigen könnte.

 

Hast Du zum Abschluss noch einen Tipp für Hobbyradfahrer, wie sie mit der jetzigen Situation umgehen sollten?

Konrad: Das Wichtigste ist, dass man es nicht übertreibt und die jetzige Situation als Heim-Trainingslager versteht. Wenn man rausgeht, dann eben nur alleine und man sollte auch eher vorsichtig fahren, damit man keinen Unfall hat und so unnötig medizinische Ressourcen blockiert. Ansonsten ist das gerade sicherlich ein guter Moment, sich von strikten Trainingsplänen zu lösen und einfach Spaß beim Fahren zu haben. Meine Botschaft ist: Bewegt Euch auch in dieser schwierigen Zeit, aber tut es mit Verantwortung!

 

Patrick, vielen Dank für das Gespräch!

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