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Pressemeldungen | 26.03.2020

Emanuel Buchmann im Interview: „Das Ziel ist weiterhin die Tour de France“

Nach einem starken Saisoneinstand mit seinem ersten Saisonsieg bei der Mallorca Challenge trainiert Emanuel Buchmann derzeit wie die meisten seiner Kollegen alleine zuhause. Im Interview unterhielten wir uns mit dem letztjährigen Vierten bei der Tour de France über sein derzeitiges Training und seine weitere Rennplanung in diesem Jahr.

 

Emanuel, Du musstest die UAE Tour Ende aufgrund eines Sturzes nach der dritten Etappe vorzeitig verlassen. Wie geht es Dir mittlerweile?

Emanuel Buchmann: Inzwischen ist alles wieder gut und ich kann in gewohntem Umfang trainieren. Nichtsdestotrotz habe ich dennoch gut zwei Wochen gebraucht, bis ich mich komplett erholt hatte – die Schürfwunden waren doch tiefer als zunächst angenommen. Aufgrund der derzeitigen Situation spielt diese unfreiwillige Pause aber sicherlich keine allzu große Rolle im weiteren Saisonverlauf. Mittlerweile dürfte ich den durch die Auszeit entstandenen Formrückstand bereits wieder aufgeholt haben.

 

Du sprichst damit direkt die derzeitige Rennpause aufgrund des Coronavirus an. Einen Tag, nachdem Du von der UAE Tour abgereist bist, mussten die dortigen Fahrer in Quarantäne. Hättest Du damals gedacht, dass die Situation solche Ausmaße annehmen würde?

Buchmann: Überhaupt nicht. So etwas hat es ja in der gesamten Sportgeschichte noch nicht gegeben. Es hat allerdings schon während der UAE Tour erste Gerüchte gegeben, dass Tirreno-Adriatico und Mailand-San Remo möglicherweise nicht stattfinden können – und dann ging alles ganz schnell.

 

Alle Rennen der kommenden Wochen sind abgesagt, fast überall in Europa gibt es derzeit starke Ausgangsbeschränkungen. Wie wirkt sich das auf Dein Training aus?

Buchmann: Bei mir zuhause darf man zum Glück noch alleine draußen trainieren. Da ich auch normalerweise sehr oft alleine fahre, ist der Unterschied also nicht allzu groß. Natürlich passe ich jetzt besonders darauf, dass ich nicht mit anderen Menschen in Kontakt komme, und achte auf die Vorgaben der Behörden. Ich bin aber froh, dass es bei uns noch nicht ganz so streng ist wie in Italien und Spanien, wo das Trainieren im Freien ja schon untersagt ist.

 

Derzeit ist es ungewiss, wann überhaupt die nächsten Rennen stattfinden können. Was bedeutet diese ungewöhnliche Situation für Deine Motivation?

Buchmann: Wenn einem die Ziele fehlen, macht das die Sache natürlich nicht einfacher. Dennoch bin ich jemand, der einfach sehr gerne auf dem Rad sitzt. Das heißt, ich freue mich auch so, wenn ich draußen trainieren gehen kann. Nach der letztjährigen Tour bin ich beispielsweise schon nach wenigen Tagen wieder trainieren gegangen – weil mir das Radfahren gefehlt hat. Sollte das Fahren im Freien aufgrund neuer Bestimmungen allerdings nicht mehr möglich sein, wäre es sicherlich schwieriger für mich. Ich bin nämlich kein großer Fan von Indoor-Training.

 

Einmal abgesehen von dem Sturz bei der UAE Tour hattest Du einen sehr starken Saisonstart. Inwieweit wirkt sich die jetzige Situation nun auf Deine weiteren Ziele in dieser Saison aus?

Buchmann: Ja, die Saison ging wirklich sehr gut los für mich. Auch bei der UAE Tour hatte ich ein gutes Gefühl und hätte sicherlich vorne mitfahren können. Zwar ändert sich mein Rennplan nun komplett, das große Ziel bleibt aber dennoch weiterhin die Tour de France. Wenn sie im Juli stattfindet, will ich dort aufs Podium fahren – bei dieser Aussage bleibe ich. Auch wenn es durch die fehlenden Rennen sicherlich eine Unsicherheit gibt, wo man im Vergleich zu den anderen steht. Nichtsdestotrotz versuche ich das Beste aus dieser Situation zu machen und mich so gut in Form zu bringen wie möglich.

 

Du rechnest also weiter mit einer Tour de France im Juli?

Buchmann: Bis dahin ist noch viel Zeit und ich hoffe, dass sich die Situation langsam zu entspannen beginnt. Wissen kann das im Moment niemand, aber wir alle hoffen das Beste und sind motiviert. Die Tour ist das wichtigste Radrennen der Welt, wie schon Romain Bardet diese Woche gesagt hat: Es wäre ein schönes Zeichen für den Sport, wenn die Tour wie geplant stattfinden könnte.

 

Wäre eine Tour ohne Zuseher an der Strecke denkbar?

Buchmann: Natürlich wäre die Tour nicht dieselbe. Unser Sport lebt von Emotionen und den Fans. Aber man muss auch sagen, dass an der Tour einfach enorm viel dranhängt, TV Verträge, Sponsoren, Teams, etc. Fest steht: Wir alle sind nach wie vor für die Tour hochmotiviert und wünschen uns, dass sie stattfindet!

 

Emanuel, vielen Dank für das Gespräch!

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