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Lifestyle Blog | 22.02.2023

Volksfest auf Kopfsteinpflaster - die Klassikersaison beginnt

Lange, schwere Rennen und schmale Straßen. „Hellinge“, kurze, steile Anstiege, „Kasseien“, flämisch für Kopfsteinpflaster, nicht immer schönes Wetter und oft viel Wind. Fanatische Fans am Streckenrand, der Geruch von Bier und Fritten in der Luft - endlich wieder Klassiker!

Am kommenden Wochenende wird mit dem Omloop Het Nieuwsblad im belgischen Gent traditionell die Saison der Frühjahrsklassiker eröffnet. Bis zum großen Finale bei Paris-Roubaix werden sechs Wochen vergehen. Sechs Wochen voller knüppelharter Radrennen und Partystimmung auf den Straßen Nord-West Europas. 

Nils Politt, Jordi Meeus und Torsten Schmidt über Gänsehaut, ehrliche Rennen und Kindheitserinnerungen.

 

 

 

„Radrennen in Belgien ist wie Fußball in Deutschland“ - Nils Politt

 

 

Wie groß ist die Vorfreude auf die Frühjahrsklassiker?

Wie jedes Jahr freue ich mich sehr auf die Klassiker!
Radrennen in Belgien ist wie Fußball in Deutschland, der Sport ist unglaublich populär dort.
Bei der Flandernrundfahrt stehen mehrere Hunderttausend Fans am Streckenrand - da bekommt man als Fahrer schon mal Gänsehaut! 

Die Stimmung  am Kwaremont, dem vorletzten Anstieg der Flandernrundfahrt, vergisst man mit Sicherheit sein ganzes Leben nicht. 

 

Lieblingsrennen im Klassiker-Kalender? 

Mein Highlight und absolutes Lieblingsrennen der Klassikersaison auf jeden Fall Paris-Roubaix. Das Rennen liegt mir und mit Platz zwei im Jahr 2019 konnte ich dort auch einen meiner bisherigen Karrierehöhepunkte feiern.

 

 

 

„Es ist hektisch, chaotisch, hart und ehrlich.“ - Jordi Meeus

 

 

Was bedeuten die Klassiker für dich als Belgier? 

Die Klassiker sind meine Heimrennen und schon deshalb etwas ganz besonderes in meinem Rennkalender. Familie und Freunde hat man während der Saison nur sehr selten am Streckenrand, das ist ein sehr schönes Gefühl. 

 

Wie unterscheiden sich die Rennen auf Kopfsteinpflaster von jedem anderen Rennen der Saison? 

Die Straßen hier sind sehr schmal, der Wind spielt oft eine große Rolle, dementsprechend anspruchsvoll sind die Rennen. Der Startschuss fällt und sofort geht es zur Sache. Es gibt kein Bummeln, du musst immer gut positioniert und aufmerksam sein, du kannst das Rennen in jeder Kurve verlieren. Es ist hektisch, chaotisch, hart und ehrlich. Am Ende gewinnt, wer noch Energie übrig hat und den ganzen Tag gut positioniert war. Taktische Spielchen gibt es eher selten. 

 

Ein Sieg bei den Klassikern oder ein Etappenerfolg bei einer Grand Tour? 

Definitiv ein Klassikersieg! Für mich als Flame bedeuten diese Rennen unglaublich viel, Radsport ist hier Volkssport Nummer eins.

 

 

 

 

„Auf diesen Straßen werden Rennfahrer zu Idolen“ - Torsten Schmidt

 

 

Was verbindest du persönlich mit den Klassikern? 

Mit den Klassikern verbinde ich Zuschauermassen, Radsporttradition und Kindheitserinnerungen. 
Als Kind gab es im Fernsehen nur die Tour de France im Sommer und die Klassiker im Frühjahr. Die Bilder von diesen Rennen haben mich schon damals fasziniert. Die Rennfahrer waren meine Idole, später durfte ich auf den gleichen Strecken, den gleichen Anstiegen und den gleichen Pflastersteinen selbst Radrennen fahren. Seit 2008 betreue ich jetzt als Sportlicher Leiter Rennfahrer, die auf diesen Straßen um großer Erfolge kämpfen und zu Idolen der nächsten Generation werden.

 

Was bedeutet der Start der Klassikersaison für dich als Sportlicher Leiter? 

Wir haben jetzt die Vorbereitungsrennen in Spanien und Portugal hinter uns, die Anspannung steigt. Das Opening Weekend ist eine wichtige Standortbestimmung für die Klassikersaison. Feinabstimmungen können danach noch vorgenommen werden, grundsätzlich ist es aber wichtig, bereits bei den ersten Rennen mitbestimmen und nicht nur mitfahren zu können. Ein guter Start gibt Rückenwind, den mögen Radprofis ja bekanntlich ganz gern. 

 

Sechs Wochen Klassiker stehen bevor: worauf freust du dich am meisten? 

Wenn man nach Paris-Roubaix als Sportlicher Leiter in den Bus steigt und alle Fahrer wohlauf sind, da fällt mir persönlich schon ein Stein vom Herzen. In diesem Moment ist ein erster Teil der Saison geschafft, viel Arbeit und Anspannung liegen zurück. Stimmen am Ende auch noch die sportlichen Leistungen, dann fahre ich nach einigen Wochen im Hotelzimmer mit großer Zufriedenheit nach Hause. 

 

 

 

© Ralph Scherzer

© Sprintcycling

© Veloimages

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